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Deutsche Comicforschung 2010 |
Eckart Sackmann (Hg.):
Deutsche Comicforschung Band 6 (2010) 144 Seiten, HC, ca. 400 Abbildungen in Farbe, € 39,00 ISBN 978-3-89474-199-0
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Inhalt
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Abb. oben von Karl Arnold, aus Simplicissimus 27. Jg., Nr. 25 (1922) |
Der Sprechblasencomic im Widerstreit der Kulturen
Von Eckart Sackmann und Harald Kiehn Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Sprechblasencomic in den USA den Durchbruch schaffte, hielt man in Europa an alten Traditionen fest. Das war sowohl Ausdruck eines kulturellen Dünkels als auch pädagogisch motiviert. Selbst in Amerika waren die neuen Comicbeilagen nicht unumstritten. Eckart Sackmann und Harald Kiehn unternehmen in ihrem 24seitigen Beitrag einen ersten Versuch, die Scheu deutscher Verleger vor dem amerikanischen Sprechblasencomic zu deuten. Die Ursprünge dieses Verhaltens liegen für die Autoren nicht - wie oft geschrieben - in der ablehnenden Haltung der Nationalsozialisten, sondern weit früher, nämlich im Kaiserreich. Ein Vergleich mit der Entwicklung des Comic in Frankreich um 1900 macht allerdings deutlich, dass das Phänomen der Sprechblasenphobie kein deutsches, sondern möglicherweise ein europäisches war. Anhand von vielen Bildbeispielen führen Sackmann und Kiehn vor, dass es auch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts Ausnahmen von der Regel gegeben hat. Wer ahnt schon, dass sich auch der bekannte Simplicissimus-Zeichner Thomas Theodor Heine am Sprechblasencomic versucht hat? |
Abb. oben Ladislaus Kmoch: Seicherl und Schwasser wollen Landsleute empfangen. In: Das Kleine Blatt vom 23.3.1938.
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Ladislaus Kmoch
Von Harald Havas und Eckart Sackmann Mit "Tobias Seicherl" erschuf er den vermutlich ersten politischen Tagesstrip der deutschsprachigen Comicgeschichte. Auf die politische Dimension der Frühzeit dieses Strips ist der Wiener Ladislaus Kmoch denn auch stets reduziert worden. Doch sein Werk ist vielschichtiger; es reicht weit über "Seicherl" hinaus. Zum erstenmal wird hier das Gesamtwerk berücksichtigt, soweit es die Comics des Zeichners betrifft. Kmochs erste Bildergeschichte in der Satirezeitschrift Die Muskete erschien bereits 1919. In den kommenden Jahren arbeitete er viel für dieses Blatt, ab 1924 auch für den Götz von Berlichingen. "Seicherl" hatte 1930 seinen Einstand, ein reiner Sprechblasenstrip. Das kleine Blatt, die Trägerzeitschrift, fußte in der Sozialdemokratie. Warum blieb Ladislaus Kmoch seiner Serie auch dann treu, als erst die Austrofaschisten und dann die Nationalsozialisten an die Macht kamen? Woher rührt der seit den 30er Jahren immer deutlicher werdende Antisemitismus? Kmoch zeichnete "Seicherl" auch nach dem Krieg; die Popularität war ungebrochen. Auch die Geschichte dieser Wiederaufnahme wird in dem ausführlichen Artikel von Havas und Sackmann erstmals beschrieben. |
Abb. oben: Cover Sammelband von 1935. |
Abb. oben Cover HÖRZU 42/1970. Abb. rechts Ausschnitt aus Volker Ernsting: Das Geheimnis der blauen Erbse, Folge 3 in HÖRZU. |
Volker Ernsting: Das Geheimnis der blauen Erbse
Von Horst-Joachim Kalbe Mit seinem 1970 für die Programmzeitschrift HÖRZU gezeichneten Krimi "Das Geheimnis der blauen Erbse" schuf Volker Ernsting einen "Prominentencomic", der nicht nur durch seine Referenz an die Vorbilder "Nick Knatterton" und "Sherlock Holmes" besticht, sondern auch einen detaillierten Einblick in die deutsche TV-Landschaft der frühen 70er Jahre gibt. Ausgehend von der Sherlock-Holmes-Story "The Adventure of the Blue Carbuncle" von Sir Arthur Conan Doyle inszenierte der Zeichner einen "Krimi, wie er nicht im Fernsehen läuft".
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