Der Comic als Mittel der politischen Auseinandersetzung
Es ist noch nicht selbstverständlich, dass sich Comiczeichner aktueller politischer Themen und Konflikte bedienen und diese zum Anlass ganzer Alben nehmen. Umso interessanter ist es, dass es dennoch inzwischen zahlreiche solcher Alben gibt. Zum Thema Krieg hat es insbesondere zum Konflikt in Ex-Jugoslawien eine ganze Reihe von Veröffentlichungen in Comicform gegeben. Mitte der Neunziger Jahre sind einige Erzählungen erschienen und haben diesen Krieg zum ersten gemacht, der verschiedene Zeichner zu zeitnahen Kommentaren in Comicform veranlasst hat.
Der Vortrag wird sich auf solche Comics beschränken, die noch in den neunziger Jahre auch in deutscher Übersetzung erschienen sind. Mit "Sarajevo Tango", "Buck Danny - Operation Sarajevo", "Fax aus Sarajevo", "Psychonaut" und "_oba!" liegen fünf sehr unterschiedliche Erzählungen vor, die sich mit diesem Konflikt befassen.
Unabhängig von den Ansprüchen der Urheber stellt jeder dieser Comics, die sich mit dem Krieg in Ex-Jugoslawien auseinandersetzen, ein politisches Statement dar. In mehreren ist die Forderung nach dem Eingreifen von NATO-Truppen unübersehbar, andere halten sich mit expliziten Forderungen zurück. In jedem Fall aber reagieren sie auf die Berichterstattung aus dem Krisengebiet und fügen den Bildern, die die Medienanstalten lieferten, eigene Bilder hinzu.
In dem Forumsbeitrag wird es um die verschiedenen Darstellungsweisen und Erzählstrategien der Comics gehen: Welche Geschichten, Schauplätze und Personen wählen die Zeichner für ihre Auseinandersetzung mit dem Konflikt? Wodurch wird eine Haltung der politischen Lage gegenüber erkennbar? Und inwiefern ermöglicht das Ausdrucksmittel Comic in seiner spezifischen Verbindung von Bild und Sprache besondere Darstellungen des Krieges?