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Abstract

Oliver Näpel:
Comics und das "Andere"
Stereotype zur Fremdzeichnung und zur Identifikationsstiftung

Seit der Antike werden Stereotype zur Fremdverzeichnung und zur Identifikationsstiftung in verschiedenen visuellen Medien der Öffentlichkeit eingesetzt. Sowohl die Grundmuster der Fremd- und Selbstkonstruktion als auch die intendierten Absichten und gesellschaftlichen Funktionen haben sich dabei als langlebig erwiesen, so dass sich eine Traditionslinie von den griechischen Vasenmalereien bis hin zum heutigen Comic nachzeichnen lässt. Das "Fremde" als Vor- und Mahnbild, aber auch als Gegen- und Wunschbild hat sich zu fest gefügten Darstellungsmustern verfestigt, die auch in der heutigen Comiclandschaft ihre narrative Funktion kaum verändert erfüllen.

Der Vortrag - ein knapper Überblick über das abgeschlossene Dissertationsprojekt - setzt sich auf verschiedenen Ebenen mit Comics als historischer Quelle auseinander. Auf der inhaltlichen Ebene werden Formen und Funktionen von Fremdheitsbildern in visuellen Medien der "westlichen" Welt in historischer Perspektive nachgezeichnet. Ihre Kontinuitäten und ihr Wandel wird epochenübergreifend in den Blick genommen: Angefangen von altägyptischen und antiken Fremddarstellungen, über ihr Fortwirken in Mittelalter und Frühneuzeit bis hin zu ihren Darstellungen in visuellen Medien des 19. Jahrhunderts werden die Grundmuster der Fremdzeichnung, ihre Motive und Topoi, die meist zwischen den Polen des Verlangens und der Abwehr oszillieren und als deren Grundtypen Barbaren, Heiden, Monstra, Gute/Böse/Edle Wilde immer wieder herhalten müssen, nachgezeichnet. Ihre Kontinuitäten und Brüche werden bis hin zur modernen Bildnarration Comics verfolgt. Auf einer zweiten Ebene werden die Konstruktionsmuster des ethnisch-kulturell-politisch Anderen in Bezug gesetzt zu den meist nicht weniger stereotypen Zeichnungen des zeitlich Anderen, wie sie sich in historischen Comics nachweisen lassen.

In methodischer Hinsicht beschäftigte sich die Dissertation mit einer dreifachgestaffelten Frage, deren Einzelaspekte eng miteinander verwoben sind. Die Untersuchung befragt Comics hinsichtlich ihres historiographischen Quellenwertes, diskutiert hierbei die Positionierung des Mediums im Spannungsfeld deskriptiver bzw. normativer Fremdkonstruktionen und erörtert zudem inwieweit sich Comics als Medium komplexer Geschichtsdarstellungen eignen.


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