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50er Jahre
Der Russe Konstantin Kusnezow war ein Wanderer zwischen den Welten, und das nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch. Seine Lebensumstände brachten es mit sich, dass er erst vor den Sowjets nach Jugoslawien floh, 1945 dann nach Deutschland kam und schließlich in die USA emigrierte.
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Michael Scholz:
Er wäre vermutlich der herausragende deutsche Zeichner von Abenteuercomics der 50er Jahre geworden - wenn seine Arbeiten denn veröffentlicht worden wären. Da Wilhelm Eigener nach dem Krieg sehr schnell auch als Illustrator Fuß fassen konnte, ließ er den Bereich Comic jedoch rasch wieder außer acht.
Werbebeigaben für Kinder haben in der deutschen Margarineproduktion eine lange Tradition. Anfang der 1950er Jahre entdeckte die Firma Van den Bergh/Unilever den Comic. Eine Reihe von 80 Heften, geschaffen von Franz W. Richter-Johnsen und Hans Held, bot ein interessantes Spektrum an Stilen und Inhalten.
Mit ihrem prominent auf der Rückseite der Zeitschrift plazierten Comic zeigte Der Sonntagsbraten, wie hoch die Redaktion die Zugkraft eines solchen Unterhaltungsteils einschätzte. Dabei war man sich nicht einmal sicher, ob die Comics den Mann, den Jugendlichen oder das Kind ansprachen.
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Günter Dammann:
Mit Fix und Foxi hat Rolf Kauka sich einen Ehrenplatz in der Riege der deutschen Comicverleger geschaffen. Wer aber ist dieser Rolf Kauka, wo hat er seine privaten und beruflichen Wurzeln? Was geschah, bevor 1953 das erste Heft von Fix und Foxi am Kiosk zu kaufen war?
Die deutschsprachige Comic-Produktion ist weitgehend eine lizenznehmende gewesen. Davon hat der Leser möglicherweise profitiert, doch die eigene Kultur litt darunter. In den 50er und 60er Jahren bewies Rolf Kauka, dass sich Geld auch mit der Vermarktung deutscher Comics im Ausland machen lässt.
Als Protégé Olaf Gulbranssons kam die Münchner Zeichnerin Franziska Bilek in den 1930er Jahren zum "Simplicissimus" und entwickelte hier einen eigenen, dynamischen Zeichenstil und skurrilen Humor. Bekannt wurde sie später mit ihren Arbeiten über München, vor allem aber mit der Figur des Herrn Hirnbeiß.
Die 1949 gegründete Boulevardzeitung Hamburger Morgenpost setzte von Anfang an auf den Abdruck von US-Zeitungsstrips und leistete damit einen vielleicht nicht unerheblichen Beitrag zur "Amerikanisierung" der jungen Bundesrepublik.
Die Hefte mit den Abenteuern des Feuersalamanders Lurchi waren seit ihrem
ersten Erscheinen in den 1930er Jahren nicht nur ein wichtiges Werbeinstrument, sondern auch ein prägendes Stück Unterhaltungsliteratur für Kinder. Das ist vor allem dem Zeichner Heinz Schubel zu verdanken: Er formte das Bild der Hefte und Lurchis für mehrere Jahrzehnte.
Er hat kaum Comics geschaffen und ist Sammlern eigentlich nur wegen zweier bald nach dem Krieg erschienener Hefte bekannt. Mit diesen zählte er allerdings zu den ersten deutschen Comiczeichnern, die nach 1945 eine hierzulande bis dahin fast fremde Form des Erzählens aufgriffen.
Die Kinderbeilage "Sternchen" bildete die Plattform für eine der ungewöhnlichsten und langlebigsten deutschen Comicserien, heute noch allgemein bekannt unter "Jimmy das Gummipferd". Ihr Schöpfer Roland Kohlsaat schuf sich hierin seinen eigenen Kosmos aus Abenteuer und Fantasy.
Franz Werner Richter-Johnsen war in den Nachkriegsjahrzehnten der einzige deutsche Zeichner, der einen Tagesstrip von international vergleichbarer Qualität schaffen konnte. Seine Serie "Detektiv Schmidtchen" setzte auf einen außergewöhnlichen Protagonisten und lief acht Jahre lang in der Bild-Zeitung.
In den 50er Jahren ziehen Pädagogen und Erzieher mit Schmökergrab-Aktionen gegen den "Schund und Schmutz" der Comics zu Felde. Auch Manfred Schmidts Superdetektiv Nick Knatterton fällt den Tugendwächtern unangenehm auf - in Bayern und mehr noch in Holland, wo die Zeichnungen sogar retuschiert wurden.
Seit 1998 nahm man an, dass Manfred Schmidts "Nick Knatterton" komplett als Nachdruck vorliegt. Dem ist aber nicht so. Der Grund, warum in den 50er Jahren vier Folgen der Serie unterschlagen wurden, erschließt sich erst durch einen Vergleich mit der Erstveröffentlichung in der Illustrierten Quick.
"Nick Knatterton" hat im Laufe der Zeit verschiedentlich Zeichner dazu angeregt, Anleihen bei Manfred Schmidts Meisterdetektiv zu nehmen. Angesichts des überwiegend hohen Niveaus der Zeichnungen setzen sich die in den 1950er Jahren in Kroatien geschaffenen Eigenkreationen von den meisten anderen positiv ab.
Im umfangreichen Îuvre des Pressezeichners und Illustrators Gerhard Brinkmann nehmen die Comics nur kleinen Raum ein. Dennoch ist der Beitrag zum deutschen Comic nicht gering - erstreckt er sich doch über mehr als ein halbes Jahrhundert und schließt Illustrierten- und Werbecomics sowie Buchausgaben ein.
Er war mit Abstand der produktivste humoristische Comiczeichner der 50er Jahre. Ein derart umfangreiches Werk wie das von Bob Heinz ist nicht allein durch eine flinke Feder zu erreichen. Dazu sind gewisse Stereotypen notwendig, die sich bereits in dem hier beleuchteten Frühwerk des Zeichners herausgebildet haben.
Er war einer der auffälligsten Zeichner der 50er Jahre, bekannt vor allem durch seine Arbeiten für den Kauka Verlag - und dadurch, dass er seine Comics lange mit BECKER-KASCH signierte. Letzteres erschwerte bis vor kurzem die Identifizierung. Neu sind auch Funde, die auf ein umfangreiches Werk Kurt Schmidts als Zeichner von Zeitschriftenstrips hindeuten.
Als die deutschen Verlage zu Anfang der 1950er Jahre den Comic entdeckten, hatte die Vorverurteilung dieser Form schon begonnen. Die erste, die sogenannte "negative Phase" der Comic-Hatz wurde Mitte des Jahrzehnts durch die Einrichtung einer "Bundesprüfstelle" und von Schmökergrab-Aktionen abgelöst.
Im Jahr 1959 veröffentlicht der Meraner Giorgio Trevisan eine Bildgeschichte über das Leben und Sterben des Südtiroler Volkshelden. Die Erzählung einer historischen Begebenheit wird dabei zur Parabel für das Streben nach Autonomie und kultureller Identität im Angesicht der italienischen Überfremdungspolitik.
In den Anzeigen, mit denen der Zigarettenproduzent Reemtsma seit 1952 in Tageszeitungen und Illustrierten seine neue Marke Salem No. 6 bewirbt, werden die Nachkriegszeit und ein in ihr sich vollziehender Mentalitätswandel sichtbar. Als Erzählmedium fungierte der Comic.
Eckart Sackmann:
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Er war in den 20er und 30er Jahren einer der innovativsten Comiczeichner in
Deutschland. Sein Schaffen erstreckt sich über ein halbes Jahrhundert. Und dennoch finden sich heute kaum Hinweise zu Emmerich Huber, die das überlieferte Werk mit der Person des Zeichners verknüpfen könnten.
Eckart Sackmann:
Er war eines der großen Talente des Comic in Deutschland, sowohl vor als auch nach dem Krieg. Da er vor allem für die Presse tätig war, kennt dennoch kaum jemand seinen Namen. Was für ein Mensch dieser Max Otto war, bleibt trotz neuerer Erkenntnisse weitgehend ein Rätsel.
Unter dem Pseudonym und Namenskürzel "nicki" gehörte der Zeichner und Autor Friedrich Pruss von Zglinicki zu den Schöpfern deutscher Nachkriegs-Comics. Dass er unter anderem einen reizvollen "Tintin"-Epigonen - "Max und Flax" - veröffentlichte, war über die Jahrzehnte völlig in Vergessenheit geraten.
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Eckart Sackmann:
Mit dem "Familienkater" Oskar schuf der Frankfurter Carl Fischer - genannt Cefischer - eine der populärsten Comicfiguren der Nachkriegszeit. Fischer begann seine Karriere in den 20ern. Ein schreckliches Schicksal führte dazu, dass er seinen "Oskar" mit dem Mund zeichnen musste - er hatte im Krieg beide Arme verloren.
Politische und wirtschaftliche Interessengruppen erkannten Mitte der 50er Jahre die Einsatz- und Gewinnmöglichkeiten der Atomkraft. In der unter dem Deckmantel des Zivilschutzes ab 1956 herausgegebenen Illustrierten ZB gab es einen die neuartige Energiequelle verharmlosenden, "lustigen" Comic.
Im Bundestagswahlkampf 1961 setzte die CDU ein Werbemittel ein, das kontrovers diskutiert wurde, auch in der eigenen Partei. Keiner wusste so recht, wer der Urheber des Comics "Die spannendste Geschichte unserer Zeit" war. Es war dies ein Beispiel für die verschlungene PR-Strategie der Adenauer-Propaganda.
Ende der 1920er Jahre entstand für die Firma Darboven eine langlebige Reihe von Bilderbogen mit einer Kaffeebohne - der Darbohne - als Titelheldin. Nach dem Krieg setzte der bekannte Grafiker Hans Held die Reihe der Darbohne-Comics fort, die in moderner Form seit kurzem von Marc Buchner gestaltet werden.
Im Comic bestimmt die Publikationsform die Erzählweise. Es ist eine
Besonderheit des Streifenhefts, triviale Abenteuercomics von unbegrenzter Länge zu transportieren. Der von Anfang an in diesem Bereich führende Zeichner, Hansrudi Wäscher, wirkt mit seinem "Sigurd" bis in unsere Zeit weiter.
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