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DDR Vor 50 Jahren erschien in der DDR das erste Heft des legendären Comics "Mosaik". Inzwischen ist weiteres Archivmaterial vom Kulturministerium der DDR, dem Zentralrat der FDJ, dem Verlag Junge Welt sowie aus der Sammlung Wolfgang Altenburger zugänglich geworden.
Auch in Ostdeutschland hatten die nach dem Krieg tätigen Comiczeichner ihre Wurzeln in den 30er und 40er Jahren. Die folgende Generationenübersicht gibt Auskunft über die Faktoren, die auf die Comicgeschichte der DDR Einfluss hatten, sowie über Kontinuitäten und Diskontinuitäten künstlerischer und politischer Art.
Richard Hambach gehört zur ersten Nachkriegsgeneration der deutschen Comiczeichner. Sein Kürzel "Ri" in ostdeutschen Kinderzeitungen sollte mehrere Generationen von Lesern bis zum Ende der DDR und darüber hinaus begleiten.
Unter den Comics der DDR nimmt das 1954 in der populären Monatszeitschrift Das Magazin erschienene "Waputa, die Geierkralle" einen besonderen Platz ein. Der Autor und Zeichner dieser Politsatire, die dem Leser zunächst als "Indianergeschichte" vorgestellt wurde, war Herbert Reschke.
In der bundesweit vertriebenen Wochen-Postille Das Grüne Blatt erschien 1961 der großformatige Farb-Strip "Die Tiny-Winys". Stilistisch ist er der Hegen-Schule zuzuordnen, zum Teil kaum zu unterscheiden von vergleichbaren, in Ost-Berlin produzierten Seiten des "Mosaik von Hannes Hegen".
Dia-Rollfilme waren in der DDR ein bemerkenswert populäres Medium. Mittels eines Bildwerfers konnten die durchschnittlich 25 Bilder langen Sequenzen auf eine Wand projiziert werden. Zu den beliebtesten Sujets der DEFA-Rollfilme gehörten zahlreiche, meist zweitverwertete Comics aus ostdeutscher Produktion.
In der noch weitgehend unerforschten Blütezeit der Dia-Rollfilme während der 50er Jahre stößt man wiederholt auf bemerkenswerte, handwerklich begabte und phantasievolle Künstler. Dass deren Wiederentdeckung lohnt, zeigt das Beispiel Heide Jungmichel.
Im ersten Jahrzehnt des Erscheinens der populären DDR-Illustrierten Wochenpost enthielt diese eine Kinderseite, die sich durch wechselnde Comicserien von anderen Blättern jener Zeit abhob. Ein Vergleich mit der in der BRD erschienenen Kinderbeilage "Sternchen" bietet sich an.
Nicht nur in Westdeutschland, auch in der DDR gab es zu Beginn der 50er Jahre Bestrebungen, dem vermuteten schädlichen Einfluss der Comics etwas entgegenzusetzen. Die Debatte um "Schmutz und Schund" wurde hier möglicherweise mit dem Ziel geführt, die USA zu diskreditieren.
Während Hannes Hegen und sein "Mosaik" Anfang der 60er Jahre in die Schusslinie der Kritik gerieten, unternahm der damals eben 30jährige Wolfgang Altenburger, eine vielschichtige Persönlichkeit, den Versuch, ambitionierte Bildergeschichten mit gesellschaftspolitischem Inhalt zu etablieren.
In der DDR dienten Comics nicht allein der Unterhaltung, sie wurden unter dem Aspekt der politischen und sozialen Anleitung geschaffen. So griff man dort auch das Thema des Berliner Mauerbaus auf. Die Comics in "Atze" spiegeln die offizielle Darstellung von der Mauer als "antifaschistischem Schutzwall".
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre gab es in der DDR einen kurzen Versuch, sich mit dem Comic historisch und wissenschaftlich zu befassen. Er ging maßgeblich von dem comicaffinen Museumspädagogen Paul Thiel aus und mündete unter anderem in eine "Arbeitsgemeinschaft für die Freunde der Bildgeschichte".
"Frösi" war eine der auflagenstärksten Kinderzeitschriften der DDR. Hier erschienen etwa 2 500 Comicseiten, oftmals auch im Dienste der sozialistischen Propaganda. Das eindrucksvollste Beispiel redaktioneller Einflussnahme geschah 1968 in der ersten und einzigen Folge von "Dick Dickson".
Die Geschichte der "offiziellen" Comiczeitschriften der DDR zu Zeiten der
"friedlichen Revolution", der sogenannten "Wende", ist weitgehend dargestellt worden. Daneben gab es unabhängige Zeichner mit eigenen Themen und eigener Formensprache. Der Rostocker Volker Handloik hat sie 1989/90 gebündelt.
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